Projekte

Linked Open Tafsīr

Rekonstruktion der Entstehungsdynamik(en) des Korans mithilfe der Netzwerkmodellierung früher islamischer Überlieferungen

Projektleitung:

Ömer Özsoy
(Professor für Koranexegese, Goethe Universität Frankfurt)

Yasar Sarikaya
(Professor für islamische Theologie und ihre Didaktik, Justus-Liebig-Universität Gießen)

Serdar Kurnaz
(Professor für islamisches Recht in Geschichte und Gegenwart; Humboldt Universität Berlin)

Laufzeit:
August 2019 - August 2022

Gefördert durch:
AIWG - Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft bis August 2022, danach in Eigenfinanzierung durch Prof. Dr. Ömer Özsoy

Weiterführende Links:

Link zu der Projektbeschreibung der Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft (AIWG):
https://aiwg.de/kurzbeschreibung_linked-open-tafsir/

Link zum Tafsir at-Tabari:
https://tafsirtabari.com/

Ziel des Projekts war die Erstellung einer online abrufbaren Datenbank frühislamischer exegetischer Überlieferungen auf der Grundlage des Korankommentars (Tafsīr) des muslimischen Gelehrten aṭ-Ṭabarī (gestorben 310 AH/923 AD). Die Datenbank umfasst die in den Überlieferungen enthaltenen Informationen zu historischen Begebenheiten zur Offenbarungszeit sowie zu den kulturellen, religiösen, sozialen und sprachlichen Rahmenbedingungen der Entstehung des Korans. Damit ist eine

solide Forschungsgrundlage für wissenschaftliche Überlegungen zur Offenbarungsdynamik des Korans in der frühen Exegese entstanden. Die Datenbank ist so angelegt, dass jederzeit weitere Kompilationen von Überlieferungsmaterialien hinzugefügt werden können. Die am Projekt beteiligten Wissenschaftler_innen reflektierten die entstehenden Zugänge zur frühen Textinterpretation in ihren Forschungsprojekten im Hinblick auf das Islamische Recht (Fiqh), die Systematische Theologie (Kalām), die Ḥadīṯwissenschaft, die Tafsīrgeschichte und die Religionspädagogik.

Mehrwert:

Die Datenbank kann entsprechend verschiedener Forschungsinteressen genutzt werden, sowohl einzelne Suchanfragen als auch eine multiple Suche sind möglich. So lassen sich beispielsweise alle exegetischen Überlieferungen aus dem Werk aṭ-Ṭabarīs, die verschiedene Koranverse mit einer bestimmten Person in Verbindung bringen, in einem einzigen Suchvorgang auffinden. Ebenso lassen sich durch die Datenbank unmittelbar Teilkorpora anzeigen, die über dieselben Tradent_innen überliefert worden sind. Die Funktionalität der Datenbank sowie exemplarische Suchmöglichkeiten werden in Form eines YouTube-Tutorials vorgestellt.

Das innovative Potenzial des Projekts liegt vor allem in seinem digitalen Forschungsansatz: Während bislang existierende Ansätze bei der Erschließung der in der muslimischen Tradition vorfindlichen außerkoranischen Informationen über die Historizität des Korans vor allem textimmanent vorgehen, nutzt das Projekt die Möglichkeiten der Digital Humanities und ermöglicht durch die Datenbank den Zugang zu ergänzenden Informationen. Dies wird voraussichtlich auch neue Bedeutungsmöglichkeiten für einzelne Koranpassagen sowie alternative Geschichtsschreibungen zur Korangenese und Islamentstehung generieren.

In der Forschungsgruppe arbeiteten Wissenschaftler*innen der Standorte Frankfurt am Main, Gießen und Berlin zusammen. In Frankfurt lag der Schwerpunkt auf der Datenbankerstellung und der Reflexion der Bedeutung der Projektergebnisse für die beteiligten Disziplinen der Islamischen Theologie. Gießen reflektierte die Relevanz der Ergebnisse für die Religionspädagogik, während der Schwerpunkt in Berlin auf Islamischem Recht lag. Um die Methoden und Ergebnisse mit der Fachwelt zu diskutieren, wurden regelmäßig Workshops und Konferenzen durchgeführt. In Gießen fanden beispielsweise Workshops zur Gemeindearbeit und Korandidaktik für Lehrer_innen statt, die sich mit der Verwendung des exegetischen Materials in ihren Arbeitsfeldern beschäftigt haben.

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